Hans-Jürgen Arnold

Tag 11 - 18.Jan.2020

Von Havanna über Santa Clara nach Villa Clara

360 km

Die heutige Etappe nach Villa Clara war ein kleiner Vorgeschmack auf das, was uns am morgigen Tag erwartete.
Von Havanna aus ging es auf der Autobahn „Autopista Nacional“ Richtung Süden. Im Vergleich zu den westlichen Autobahnen, sind die kubanischen Schnellstraßen sicher breiter, aber deutlich schlechter ausgebaut. Man begegnet Eselskarren, Pferdekutschen, Rollern, Fahrradfahrern und Traktoren. Immer wieder trifft man auch Menschen, die auf eine Mitfahrgelegenheit warten. So zog sich jeder Kilometer bis wir an unserer ersten Besichtigungsstation des Tages angekommen waren, der „Laguna del Tesoro“. Heißt übersetzt der „Schatzsee“ und liegt im Nationalpark „Montemar“ auf der Halbinsel Zapata, etwa 200 km östlich von Havanna. Der kleine See birgt der Legende nach einen Goldschatz. Angeblich hatten die Indianer Säcke voll Gold dort versenkt, damit diese nicht in die Hände der goldgierigen spanischen Besatzer gerieten.
Inmitten des Sees liegt das nachgebaute Dorf der Taíno Indianer, das man von La Boca aus mit Schnellbooten durch Mangroven, Bambus und Schilf erreicht. Die Bootsfahrt dauert ca. eine halbe Stunde. Leider hatten wir die größeren Touristenboote erwischt und so zog sich die Bootsfahrt auf über eine Stunde (und noch einmal zurück). Bei einem Rundgang durch die Anlage mit den nachgebauten Hütten, erfährt man etwas über das Leben der Taíno Indianer, die einst von der Jagd, dem Fischfang und Ackerbau auf Kuba lebten.
Blick vom Touristenboot auf die Wasserwege der "Laguna del Tesoro"
Indianerhütten
Die Hütten der Taino-Indianer
In der Nähe von Guamá besuchten wir anschließend die stillgelegte Zuckerfabrik „Central Australia“.
Viel war von der Fabrik nicht mehr zu sehen. Was auf dem Gelände ins Auge fiel, waren drei Dampflokomotiven, die ursprünglich für den Transport des Zuckerrohrs eingesetzt waren aber nun hier vergammelten.
Auch hier gab es wieder wichtige Mitarbeiter des kubanischen Staates, die auf die Reste der Fabrik aufpassten und dafür die Hand aufhielten.
Alte Dampflokomotive
Nach einer kurzen Rast an der Autobahn, nahmen wir unser obligatorisches Mittagessen ein. Das fiel heute etwas kürzer aus, da die Rahmenbedingungen, wie Sauberkeit, schmackhaftes Essen und bequeme Sitzmöglichkeit nicht dem entsprachen, was wir in den Tagen zuvor vorgefunden hatten.
Am späten Nachmittag kamen wir bei eingetrübtem Wetter in Santa Clara an und besuchten zuerst das „Monumento Memorial Che Guevara“. Neben den sterblichen Überresten des Freiheitskämpfers beherbergt das Mausoleum auch ein Museum, in dem persönliche Gegenstände aus Che Guevaras Leben, wie seine Uniform, seine Mütze, sein Pistolenhalfter und sein Telefon gezeigt werden.
Unserem Reiseleiter Eduardo war durchaus anzumerken, dass wir uns hier ein äußerst wichtiges Denkmal der Kubanischen Revolution besuchten. Zur Einstimmung des Mausoleum-Besuchs wurde uns aus Che Guevaras Abschiedsbrief, den er vor seinem Aufbruch nach Bolivien schrieb, vorgelesen und er vermittelt dem Zuhörer die emotionalen Beweggründe für die Fortsetzung seines Kampfes auf dem lateinamerikanischen Festland. 
Nur wenige Kilometer weiter liegt das „Monumento al Tren Blindado“, das Denkmal des gepanzerten Zuges.Es wurde in Erinnerung der  Geschehnisse vom 29.Dezember 1958 geschaffen.
Der gepanzerte Sonderzug war mit 373 Soldaten, Waffen und Munition voll beladen. Mit ihm sollte die Revolution niedergeschlagen werden. Am 29.Dezember griff Che Guevara mit 18 Guerilleros den Zug an, indem er 30m Schienen mit einem Bulldozer zerstörte und den Zug so zum Entgleisen brachte. Durch Molotowcocktails erzeugte Hitze wurden die Soldaten schließlich zur Kapitulation gezwungen. Auf die Eroberung des Zuges folgte wenig später auch die Eroberung der Stadt Santa Clara und wenige Tage später der Sieg der Revolution.
Die Stelle an der Che Guevara den Zug überfiel
Das Denkmal "Monumento al Tren Blindado" an der historischen Stelle
Der Bulldozer mit dem Che Guevara die Schienen zerstörte
Der Original-Bulldozer der Guerilleros
Nach der Besichtigung ging es weiter zu unserem Hotel in der Provinz Villa Clara, dem „Hanabanilla“.
Wenn wir uns in den letzten Tagen über die Qualität unserer Hotels mehr oder weniger beklagt hatten, hier erwartete uns der Gipfel.