Hans-Jürgen Arnold
Alappuzha
Backwaters
Nach dem Spaziergang an der Küste ging es weiter nach Allapuzha, dem früheren Alleppey. Da unser Hausboot nicht am vorgesehenen Anlegeplatz andocken konnte, wurden wir mit mehreren Tuctucs mit unserem Gepäck zu einer anderen Bootsanlegestelle gefahren. Dort stiegen wir auf unser Hausboot um und machten eine geruhsame Bootsfahrt durch die „Backwaters“ von Kerala.
Die Backwaters sind ein weit verzweigtes Wasserstrassennetz im Hinterland der Küste (siehe Karte). Ca 1900 km2 umfasst das Gebiet vom nördlichen bis südlichen Punkt, einschließlich mehrerer Seen und Lagunen sowie 44 Flüssen. Doch dieses kleine Paradies ist von mehreren Gefahren bedroht. Zum Einen verschmutzen Abwässer, Müll und Fäkalien, zusammen mit den Rückständen der landwirtschaftlichen Dünger das Wasser sodaß Krokodile und manche Fischarten schon ausgerottet sind. Zum Anderen werden immer mehr Bereiche illegal trocken gelegt, um diese Flächen der landwirtschaftlichen Nutzung zuzuführen.
Die Wasserhyazinthe ist die einzige Pflanze, die sich hier richtig wohl fühlt und so sind große Bereiche der Wasseroberfläche damit überwuchert. Andere Wasserpflanzen haben dann kaum noch eine Überlebenschance und somit fehlt vielen Fischarten die Nahrungsgrundlage.
Unser Hausboot, das wir heute betreten hatten ist ein sogenanntes „Kettuvallam“. Ein Kahn, der als Transportmittel diente und bis zu 30 t Reis und Gewürze laden konnte. Als die modernen Transportwege diese Boote überflüssig machten, suchte man eine andere Verwendung für die teils über 100 Jahre alten Lastkähne und fand sie in der Unterbringung von Urlaubern.
Die Boote haben einen hölzernen Rumpf und die Aufbauten sind mit einem Strohdach versehen. Das Boot selbst besteht aus Jackfrucht-Brettern, die mit Kokosfasern verbunden werden. Das Ganze wird mit einem schwarzen Harz aus gekochten Cashew-Kernen gestrichen und ist somit äußerst widerstandsfähig. In der Regel sind auf dem Oberdeck ein Aufenthaltsraum, in dem auch gespeist wird sowie die Küche untergebracht. Im Unterdeck die Übernachtungsräume.
Diese Verwandlung der Lastenkähne in Hausboote ist mittlerweile so gut angenommen worden, dass es allein in Alappuzha 500 dieser Boote gibt.
Wir wurden herzlich begrüßt, aber die Bootsfahrt über mehrere Stunden war dann doch eher eintönig , um nicht zu sagen langweilig.
Entschädigt wurden wir mit einem sagenhaften Sonnenuntergang, der wirlich fantastisch war.
Unangenehm wurde es dann nach dem Abendessen, als es an die Aufteilung der verschiedenen Schlafräume ging. Da unser Hausboot nicht genügend Räumlichkeiten hatte, legten wir parallel an einem anderen Boot an und konnten dessen Kabinen mitnutzen. Nach unserem traumhaft schönen Hotel am Vortag erwartete uns nun ein Erlebnis der besonderen Art.
Die Kabine, von Natur aus klein und eng, war völlig „abgeranzt“. Bett und Bettdecke waren schmutzig und zwar deutlich schmutzig und die Handtücher nicht besser. Die Dusche konnte man beim besten Willen nicht nutzen. Zudem hingen die Steckdosen lose aus der Wand und die Klimaanlage lief erst, als man die Batterien an das andere Hausboot angeschlossen hatte. Dann aber so laut, dass an Schlafen nicht zu denken war. Also legten wir uns in Kleidung aufs Bett und verbrachten eine mehr oder weniger schlaflose Nacht in einer stickig warmen Kabine. Die Stimmung am nächsten Morgen war auf dem Tiefpunkt. Leider hatten auch einige der anderen Gruppenteilnehmer ähnliche Erfahrungen gemacht.
Gott sei Dank legten wir zeitig wieder an, stiegen in unseren Reisebus und fuhren zu unserer letzten Station unserer Indien-Rundreise und da ließen wir es uns noch einmal richtig gut gehen..