Hans-Jürgen Arnold
Tag 6 - 13.Jan.2020
Von Santa Lucia nach Trinidad
ca. 370 km
Als wir um 7:30 Uhr aufbrachen, lag ein langer Tag vor uns.
Eduardo nutzte die Zeit der Busfahrt, um uns das Verteil-System „Libreta“, auf das fast alle Kubaner angewiesen sind, näher zu bringen. Libreta ist ein Gutscheinheft, welches jede Familie erhält und in dem die jährlichen Rationen für alle Familienmitglieder festgelegt sind. Dabei ist es so, dass durchaus Unterschiede gemacht werden zwischen Kindern und Erwachsenen sowie Erwachsenen und Senioren oder Kranken.
Kinder unter 7 Jahren bekommen z.B. täglich einen Liter Milch.
Die Libretas können in den sogenannten Bodegas eingelöst werden, wobei die entsprechenden Waren nicht immer verfügbar sind. Gibt es in der einen Woche Fleisch zu beziehen, dann ist es in der nächsten Woche Fisch und in der darauffolgenden Woche Geflügel. So ist es fast mit allen Waren. Besonders schlimm seit Amerika das Embargo verhängt hat. Da es viele Waren oft nicht gibt, merkt man es wenn sie wieder verfügbar sind, an den langen Menschenschlangen vor den Bodegas. Für alle Waren müssen die Kubaner einen reduzierten Preis bezahlen und der Verkäufer notiert in der Libreta den Bezug der entsprechenden Waren.
Verteil
Nach 3 Stunden Fahrt erreichten wir Camagüey und machten dort unseren obligatorischen Stadtrundgang.
Die Altstadt von Camagüey zählt mit zu den ältesten in Kuba und ist mit ihren engen, unregelmäßig angelegten und verwinkelten Gassen ein wahres Labyrinth. Nicht ohne Grund, denn in früheren Zeiten wurden Eroberer dadurch abgeschreckt. Wenn jemand trotzdem einzudringen wagte, konnte er sich nur schwer zurechtfinden. Das dies tatsächlich so ist, musste ich ein paar Tage später am eigenen Leib erfahren. Doch dazu später.
Charakteristisch für Camagüey sind die großen Tonkrüge, die überall zu sehen sind. Diese sorgten in der Kolonialzeit für die Speicherung von Regenwasser, da es nur sehr selten regnete. Heute dienen sie nur noch der Dekoration und sind mittlerweile ein Wahrzeichen der Stadt.
Bei unserem Rundgang besuchten wir auch den örtlichen Marktplatz mit fest installierten Marktständen. Doch 90% der Buden waren leer und die restlichen Stände boten außer ein paar Zwiebeln oder Tomaten nichts an. Zudem war unsere Gruppe fast allein auf dem Gelände. Aber nicht nur dort, sondern auch im Rest der Stadt hatte man das Gefühl allein zu sein. Alles ruhig, beschaulich und menschenleer.

In aller Beschaulichkeit warteten die Bicitaxis in der sommerlichen Mittagshitze auf Kundschaft.
